Institutsambulanz für Erwachsene feiert 25jähriges Bestehen
Stefan S. ist 50 Jahre alt. Seit vielen Jahren leidet er unter immer wiederkehrenden Phasen psychotischen Erlebens. Meist beginnt es mit einer misstrauischen Grundhaltung gegenüber Allem und Jedem. Wenn er nicht rechtzeitig Hilfe bekommt, folgen Bedrohungs- und Verfolgungsideen, die ihn und sein Umfeld belasten und ihn aus seinem Alltag völlig herausreißen. Er ist frühberentet und lebt in einer kleinen Wohnung. Der Kontakt zu seinen Kindern ist abgerissen.
Zu Beginn seiner Erkrankung kam er wiederholt notfallmäßig zur stationären Aufnahme ins BKH Landshut. Anschließend wurde er von einem Psychiater, der eine Praxis in seiner Heimatgemeinde betrieb, weiter behandelt. Nach kurzer Zeit brach er die Behandlung dort jedoch ab. Allein der Gedanke an Wartezeiten im Beisein von einem Dutzend anderer Fremder löste in ihm Panik aus. Halbwegs sicher fühlt sich Stefan S. jetzt - insbesondere in seinen akuten Krankheitsphasen - auf der Psychosestation des Bezirkskrankenhauses Landshut. Dort kennt er die Behandelnden und diese kennen ihn. Damit stationäre Aufenthalte seltener werden, nutzt er auch das Angebot der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) des Bezirkskrankenhauses. Die dortigen Ärzte arbeiten mit denen der Psychosestation zusammen und helfen ihm, frühzeitig gegen akute Krankheitsphasen anzugehen. Außerdem unterstützt ihn dort eine Sozialpädagogin, alltäglichen Aufgaben nachzukommen, z.B. Fragen der Krankenversicherung zu klären.
Stefan S. ist ein fiktiver Fall, aber er ist so oder so ähnlich tägliche Realität im Alltag der PIA. Die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten ist chronisch erkrankt. Häufige Diagnosen sind Schizophrenien oder schwere Depressionen, bipolare Störungen und Borderline-Störungen. Auch gerontopsychiatrische Erkrankungen wie Demenzen werden schwerpunktmäßig behandelt und auch in Altersheimen betreut. "Wer zu uns kommt, leidet meist schon lange unter seiner psychiatrischen Erkrankung. Wir wollen die Betroffenen dahingehend unterstützen, dass in Krisen stationäre Aufnahmen verkürzt oder ganz vermieden werden, das soziale Umfeld entlastet wird und im Sinne des Patienten dauerhaft erhalten bleibt," beschreiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der PIA ihre Aufgabe.
Auf Basis des §118 des SGB V behandeln PIAs Menschen, die wegen der Art, Schwere oder Dauer ihrer Erkrankung oder wegen zu großer Entfernung zu geeigneten Ärzten auf die Behandlung durch Krankenhäuser angewiesen sind. Sie ergänzen die Arbeit niedergelassener Psychiater/Nervenärzte und Psychotherapeuten und sind mit diesen vernetzt. Die PIA für Erwachsene am Bezirkskrankenhaus Landshut nahm 1996 ihren Betrieb auf. Dr. Erich Hausmann, ehemaliger Oberarzt, erinnert sich: "Das war damals ein Ein-Mann-Betrieb. Alles war räumlich beengt, konzeptionell in der Entwicklung und überhaupt nicht vergleichbar mit den jetzigen Arbeitsbedingungen." 25 Jahre später befindet sich die PIA in einem eigenen Gebäudeteil mit separatem Eingang, Parkplätzen vor der Tür, einer Anmeldung und verschiedenen Räumlichkeiten für die Behandlung. Ein erfahrenes multiprofessionelles Team aus Ärzten, Psychologin, Sozialpädagogin und Pflegekräften kümmert sich um die Patientinnen und Patienten.
Ungefähr 1.500 Behandlungsfälle werden in der PIA pro Quartal behandelt. Für Menschen wie Stefan S. ist sie ein wesentlicher Baustein, um das Leben mit der chronischen Erkrankung zu meistern.
22.12.2021
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